Lebendige Ferien in Mbale – August 2019

In den diesjährigen Sommerferien boten wir den Kindern und Jugendlichen in unserem Projekt in Mbale ein umfangreiches und vielseitiges Programm mit sowohl musisch-kreativen und sportlichen Elementen als auch mit Angeboten zur Verbesserung der schulischen Leistungen und zur Stärkung der Persönlichkeit und des Teamgeistes.

Unsere jungen Menschen leben in äußerst armen Verhältnissen und ihr Aufwachsen ist durch starke Benachteiligungen gekennzeichnet. Sportliche und musisch-kreative Anregungen sind in dieser Region nicht vorhanden. Somit war es uns ein großes Anliegen, in den Sommerferien für die jungen Menschen solche Angebote zu schaffen.

Dabei ging es uns nicht um Freizeitunterhaltung, sondern um pädagogische Bildungsangebote zur gezielten Vermittlung musisch-kreativer und sportlicher Kompetenzen und zur Stärkung der Persönlichkeit der Kinder und Jugendlichen.

Hierzu stellten unsere beiden Koordinatorinnen Recky Awino Kyalo und Susan Agumba ein vierwöchiges Programm zusammen, in dessen Verlauf unsere jungen Menschen von professionellen und erfahrenen Künstlern, Sportlern und Trainern angeleitet wurden. Auch einige unserer älteren Jugendlichen, die weiterführende Schulen besuchen, waren als Verantwortliche eingebunden.

BUNTE BEGEISTERUNG

In der ersten Ferienwoche stand künstlerisches Gestalten auf dem Programm. Hierzu hatten wir James gewinnen können, der den Kindern bereits bekannt war. Sie hatten ihn in den vergangenen Monaten öfters dabei beobachten können, wie er auf dem Projektareal die Wände der Gebäude mit Malereien verschönert und die Klassenräume unserer neuen Vorschule mit pädagogisch wertvollen Bildern und Zeichnungen versehen hat.

Die Kunstwoche war für die Kinder eine völlig neue Erfahrung. Einigen von ihnen war die Aufregung anzumerken. Dennoch konnten sie sich sehr gut konzentrieren und entwickelten zunehmend Spaß am künstlerischen Gestalten. Unter der Anleitung von James lernten sie zeichnen und malen, bastelten Vögel, Drachen und kleine Kisten aus Papier, die sie stolz präsentierten.

James wurde in seiner Arbeit von Caroline unterstützt, die den Kindern die Herstellung von Perlenketten beibrachte. Caroline besucht eine Schule für Jugendliche mit geistiger  Behinderung und hat dies im Werkunterricht gelernt. Für sie war es eine große Freude und ein großer persönlicher Gewinn, einmal in der Rolle der Anleiterin Verantwortung zu übernehmen und ihr Können an die Kleinen weiterzugeben.

LERNEN MIT ACTION UND FUN

Es folgte eine Woche mit schulischem Lernen, in der Jugendliche weiterführender Schulen unseren Hauptschülern Nachhilfeunterricht erteilten. Sieben unserer besten Sekundarschüler hatten sich bereit erklärt, eine Woche lang ihre jüngeren Mitschüler in den Fächern Englisch und Suaheli, Mathematik, Naturwissenschaften und Sozialkunde zu unterrichten. Die Klassenzimmer der neuen Vorschule eigneten sich hierzu vorzüglich.

Die Sekundarschüler waren sehr motiviert und stolz, die Jüngeren zu unterrichten. Diese brachten ihre Lehr- und Übungsbücher mit und scheuten sich nicht, ihre Wissenslücken einzugestehen und Fragen zu stellen, wenn sie etwas nicht verstanden hatten. Sie brachten gegenüber den Älteren eine hohe Wertschätzung und Dankbarkeit zum Ausdruck, bezeichneten einige von ihnen sogar als „ihre Lehrer“. Die Sekundarschüler meisterten hervorragend diese Herausforderung und gewannen an Selbstvertrauen und Selbstachtung.

Aufgelockert wurde die Lernwoche durch Motto Williams, einem ehemaligen Rugbyspieler der kenianischen Jugendnationalmannschaft, der für einen Tag das Projekt besuchte. Motto Williams ist beruflich an der Kenyatta-Universität in Nairobi als Rugby-Trainer und Coach für Teambuilding tätig. Er begeisterte die Kinder und Jugendliche durch sportliche und spielerische Aktivitäten im Freien und vermittelte ihnen auf diese Weise die Bedeutung von Zusammenhalt und Teamgeist. Das abschließende Highlight des Tages war ein Rugbyspiel mit einer begeisterten Mannschaft vor einer ebenso begeisterten Zuschauermenge. Für die Kinder und Jugendlichen war es ein unvergesslicher Tag mit viel Action und Fun.

WHO AM I? – WER BIN ICH?

Das Thema der dritten Ferienwoche haben wir deshalb gewählt, weil unsere Kinder in äußerst armen Verhältnissen leben und wenig Ansprache und Unterstützung in ihrer Persönlichkeitsentwicklung haben. Aus diesen Mängeln resultieren ein sehr geringes Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl.

Wir haben daher Dan Oduor, einen Persönlichkeitstrainer für Jugendliche, für einen Workshop in unserem Projekt engagiert.

Die Jugendlichen erfuhren dabei,

  • wie man sich seiner selbst bewusst wird
  • wie man Ziele setzt und Entscheidungen fällt
  • welche Regeln in der Kommunikation zu beachten sind und
  • wie man mit anderen zusammenarbeitet und als Team agiert.

Dan fand einen hervorragenden Zugang zu den jungen Menschen. Mit persönlicher Ansprache und methodischem Geschick schaffte er es, „das Eis zu brechen“. Dan verhalf den Jugendlichen dazu, sich ihrer Potentiale bewusst zu werden, sich zu öffnen und vor Publikum darzustellen. Gern nahmen sie die zahlreichen wertvollen Impulse für die Entwicklung zu einer selbstbewussten und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit auf.

SPORT

Die vierte Ferienwoche stand ganz im Zeichen des Sports. Unsere Schüler waren dabei zu Gast in der benachbarten Munugi Primary School, die uns ihr Gelände und die benötigten Gerätschaften für verschiedene Mannschaftssportarten zur Verfügung stellte. Als Trainer stand uns Bernard Ngesa, ein Lehrer der Munugi-Schule, zur Verfügung. Zu den sportlichen Aktivitäten gehörten Leichtathletik, Fußball und Volleyball. Neben dem Erlernen der Techniken und Spielregeln der verschiedenen Sportarten standen auch der Spaß, die Übernahme von Verantwortung und die Stärkung des Teamgeistes im Vordergrund.

ALLTÄGLICHE AKTIVITÄTEN

  • Kinderchor

Über die gesamten vier Wochen standen Singen und Tanzen täglich auf dem Programm. Chorleiter Maurice studierte mit den Primary-Schülern neue Lieder und Tänze ein. Sogar ein Knabenchor fand sich zusammen.

Singen und Tanzen sind zu einem festen Bestandteil des Zusammenlebens in unserem Projekt geworden. Immer bei großen Ereignissen, z. B. bei der Begrüßung und Verabschiedung von Gästen, oder bei Feierlichkeiten auf dem Projektgelände, tritt der Chor mit Gesang und Tanz in Aktion und bereichert das Geschehen.

Unser ausgebildeter Chorleiter Maurice versteht es vortrefflich, die Jungen und Mädchen anzuleiten und für die Musik zu begeistern. Gemeinsames Singen und Tanzen stärkt die künstlerische Ausdrucksfähigkeit und das Selbstwertgefühl der Kinder. Viele weitere Kinder sind während der Ferienaktivitäten dem Chor beigetreten.

  • Hauswirtschaftliche Tätigkeiten

Täglich gab es eine warme Mahlzeit und die Jungen und Mädchen halfen bei den anfallenden Küchenarbeiten, ebenso beim täglichen Aufräumen und bei den Reinigungsarbeiten, tüchtig mit.

VOLLER ERFOLG

An der Abschlussveranstaltung unseres Kreativ – und Bildungsangebotes nahmen zahlreiche Angehörige unserer Kinder und Jugendlichen teil. Das Programm der Veranstaltung zeigte noch einmal, wie vielfältig das Ferienangebot war und mit welcher Freude die Schüler daran teilgenommen haben. Und: was sie alles gelernt haben!

Die Angehörigen zeigten sich ausgesprochen beeindruckt von den Darbietungen der Schüler. Einige ergriffen spontan das Wort und drückten mit kurzen Ansprachen und Dankesworten ihre Freude und Wertschätzung aus.

Den Schülerinnen und Schülern, die sich besonders engagiert hatten, wurde an der Abschlussveranstaltung – als zusätzliche Anerkennung – neben einem besonderen Lob auch ein Präsent überreicht.

DANK

Die vielseitigen Ferienaktivitäten wurden uns durch die Einnahmen aus dem

Spendenlauf des Progymnasiums Bad Buchau im Juli 2019

ermöglicht. Ein herzliches Dankeschön an dieser Stelle noch einmal den Schülern, Lehrkräften und Sponsoren in Bad Buchau!

Video Kinderchor in Mbale