Infobrief 2020

Liebe Freundinnen, Freunde und Unterstützer von hope,

Mitte März dieses Jahres hat die kenianische Regierung wegen der Corona-Pandemie alle Schulen und Vorschulen (Kindergärten) im Land geschlossen. Erst mit Beginn des neuen Schuljahres im Januar 2021 soll der Unterricht wieder aufgenommen werden. Die Schülerinnen und Schüler in Kenia verlieren somit ein ganzes Schuljahr.

Unsere 170 Kinder und Jugendlichen in Mbale trifft dieser Lockdown besonders hart, denn:

  • Aufgrund der großen Armut ihrer Familien sind unsere Kinder in hohem Maß von den Schulmahlzeiten abhängig.
  • Für die meisten Familien sind die Möglichkeiten weggebrochen, Geld zu verdienen, wodurch sich ihre materielle Notlage weiter verschärft.
  • Die Fernlernangebote der Regierung kommen bei unseren Kindern nicht an, da in den Hütten weder Fernsehgeräte noch ausreichend Strom vorhanden sind. Dies vergrößert ihre schulischen Rückstände und Benachteiligungen.

Über die Herausforderungen, die sich aus dieser Situation für uns ergeben haben, und unsere Maßnahmen informieren wir Sie im weiteren Verlauf des Berichts.

Zunächst möchten wir jedoch auf die Entwicklung und die Ereignisse von Oktober 2019, dem Datum unseres letzten Infobriefs, bis zum Beginn des Corona-Lockdowns zu sprechen kommen.

In den Winterferien 2019 haben wir mit unseren Kindern und Jugendlichen – wie schon in den Sommerferien zuvor – ein Bildungsprogramm mit zahlreichen Aktivitäten zur musisch-kreativen Förderung und zur Persönlichkeitsentwicklung durchgeführt. Mit Singen, künstlerischem Gestalten, Sport, Workshops und schulischem Nachhilfeunterricht haben wir unsere benachteiligten jungen Menschen in vielerlei Hinsicht gefördert. Höhepunkt der Aktivitäten war ein einwöchiger Workshop mit einem kenianischen Biologen und Umweltschützer, der 12 unserer besonders engagierten Schülerinnen und Schüler über den Umweltschutz am Viktoriasee, das Leben im und am See und die dortigen wirtschaftlichen Aktivitäten informierte. Mit einem Ausflug nach Kisumu und an den Viktoriasee endete die Projektwoche. Die jungen Menschen waren begeistert; für die meisten war es das erste Mal, dass sie mit der Stadt und dem See in Kontakt kamen.

Zum Schuljahresende im Dezember 2019 haben 11 Kinder die Vorschule abgeschlossen und sind in die Primary School (Grund- und Hauptschule) gewechselt, 13 Jugendliche haben den Hauptschulabschluss erreicht und sind für den Wechsel in eine Berufsausbildung oder weiterführende Schule vorgesehen, drei Jugendliche haben eine Berufsausbildung abgeschlossen (zwei Automechaniker, eine Frisörin) und fünf Absolventen der Secondary-School planen ein Studium an einem College oder an einer Universität. In unserer Vorschule haben wir 13 neue Kinder aufgenommen.

An Weihnachten 2019 konnten wir an unsere Kinder die Solarlampen ausgeben, die wir dank zahlreicher Spenden aus der Vorjahresaktion „Little Sun“ haben beschaffen können. Damit können unsere Schülerinnen und Schüler auch nach Einbruch der Dunkelheit, die am Äquator täglich um 19 Uhr einsetzt, noch lernen.

Im Januar 2020 haben wir unser Wachpersonal von drei auf fünf Vollzeitkräfte aufgestockt, so dass eine Rund-um-die-Uhr-Sicherung unseres Projektareals gewährleistet ist. Ebenso haben wir das Lehrerkollegium unserer Vorschule um eine weitere Lehrkraft und eine Praktikantin ergänzt.

Diese überaus positive Entwicklung für unsere Kinder und ihre Familien wurde durch die einsetzende Pandemie Mitte März 2020 abrupt unterbrochen. Alle Schulen – auch unsere Vorschule – haben von heute auf morgen ihren Betrieb eingestellt. Alle mussten zu Hause bleiben, es gab keine Tagesstruktur mehr mit gemeinsamem Lernen, Spielen und Essen. Wir mussten unser Projektareal schließen, da Menschenansammlungen verboten waren. Auch unsere diesjährige Keniareise, die wir für April 2020 geplant hatten, mussten wir absagen.

Um die Not unserer Kinder und Jugendlichen und ihrer Familien zu lindern, haben wir umgehend damit begonnen, Essenspakete mit Lebensmitteln und Seife an sie zu verteilen. Dank einer sehr gut organisierten und motivierten Gruppe von jungen Erwachsenen aus der Gemeinde, die wir kurzfristig für diese Aufgabe gewinnen konnten, finden seither monatlich zwei große Verteilaktionen für unsere 170 bedürftigen Kinder, Jugendlichen und ihre Angehörigen statt. Die Mitglieder der Gruppe leisten Großartiges, indem sie durch zum Teil unwegsames Gelände zu Fuß zu den weit verstreuten Hütten gelangen und die Essenspakete verteilen. Es ist unvorstellbar, wie unendlich dankbar die zum Teil verzweifelten Angehörigen für diese regelmäßige Versorgung sind.

Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kümmern sich des Weiteren bei medizinischen Notfällen um die Fahrten zum Arzt oder ins Krankenhaus und unterstützen unsere Secondary-Abgänger bei ihren beruflichen und schulischen

Planungen und bei der Erledigung der Anmeldeformalitäten für das College oder die Universität.

Nach sechsmonatiger Schließung konnten wir im September 2020 die Aktivitäten – mit Ausnahme des Vorschulunterrichts – im Hope Development Center unter Einhaltung der vorgeschriebenen Abstands- und Hygienevorschriften wieder aufnehmen. Die Mitarbeiter und Jugendlichen brachten mit Reinigungs- und Gartenarbeiten das Gelände und die Gebäude zunächst wieder auf Vordermann.

Die Ausgabe der Essenspakete für die Schülerinnen und Schüler findet seither wieder auf dem Projektareal statt. Unsere Vorschulkinder bekommen die Lebensmittel weiterhin nach Hause gebracht.

Für unsere Mädchen ab dem 11. Lebensjahr haben wir ein Workshop zur Handhabung von waschbaren Monatsbinden (sanitary towels) durchgeführt und jedes Mädchen erhielt drei sanitary towels ausgehändigt.

Für die Schülerinnen und Schüler der Hauptschul– und gymnasialen Abschlussklassen sowie der 4. Klasse Grundschule, beginnt der Unterricht wieder am 12. 10. 2020. Unsere Sozialarbeiterinnen führen mit Unterstützung durch die Secondary-Abgänger Lernprogramme mit ihnen durch, um sie für den schulischen Neustart und die Prüfungen fit zu machen.

Wir alle hoffen, dass ab Januar 2021 der Schulbetrieb in Kenia, und damit auch der Unterricht an unserer Vorschule, für alle wieder startet und die Kinder wieder einen normalen Alltag erleben können. Auch hoffen wir, im nächsten Jahr wieder persönlich vor Ort sein können.

Unser Verein feiert 2020 sein 10jähriges Bestehen. Auf einer Informations-veranstaltung bei der Frauengemeinschaft in Karlsdorf im Februar 2020 durften wir unsere Projekte und die Entwicklung der letzten 10 Jahre vorstellen. Zur Feier unseres Jubiläums hatten wir weitere Veranstaltungen geplant, doch aufgrund der Corona bedingten Einschränkungen war dies leider nicht möglich.

Abschließend gilt unser allerherzlichster Dank Ihnen, liebe Paten und Unterstützer. Viele von Ihnen begleiten uns schon seit Beginn unserer Projektarbeit. Besonders freut es uns, dass uns – trotz der gegenwärtig schwierigen Situation – alle als Unterstützer treu geblieben sind. Viele haben sogar durch zusätzliche Spenden zur Linderung der Notlage unserer Kinder und Jugendlichen erheblich beigetragen.

Für den großen Zuspruch und die Unterstützung, die wir stets von Ihnen erfahren, bedanken wir uns sehr herzlich. Bleiben Sie gesund und zuversichtlich!

Ihre/Eure
Marlies Huber-Boch, 1. Vorsitzende